Heute, am Internationalen Frauentag, spricht die ganze Welt über Gendergerechtigkeit – oder vielmehr: das Fehlen einer solchen. Gut so, denn es kann ja wohl nicht sein, dass da draußen schon das Jahr 2021 geschrieben wird, und überall auf der Welt leiden Frauen immer noch unter systematischer Gewalt, Unterdrückung und Ungleichheit. Von Sexismus, schlechter Bezahlung und kranken Schönheitsidealen gar nicht erst zu reden!
Ich persönlich kenne keine einzige Frau, die noch nie Opfer von Sexismus in seinen mannigfaltigen Ausprägungen wurde.
Um dieses Problem zu lösen, braucht es natürlich eine globale Kraftanstrengung, doch eines der wichtigsten Werkzeuge, die wir haben, um diese Welt zu einem besseren und gerechteren Ort zu machen ist die Sprache.
Wie wir Sprache einsetzen, bestimmt, in welcher Welt wir künftig leben. Umso wichtiger ist es also, weibliche Stimmen zu hören – in der Politik, in der Wirtschaft, im Bildungsbereich und natürlich auch in der Kunst und Literatur.
Gerade die Literaturszene ist noch immer stark männlich dominiert (auch wenn die meisten Leser*innen Frauen sind). Der Literaturkanon ist bis heute männlich: Es herrscht ein männlicher Blick auf die Welt. Auch wird Literatur von Frauen anders bewertet als Bücher von Männern, nämlich trivialer, was einem die Szene der Literaturkritiker wirklich verleiden kann.
Darum an dieser Stelle ein paar Leseempfehlungen für Bücher von grandiosen weiblichen Autorinnen.
Bader, Susanne: Hear Our Voice – Frauen Afrikas erheben sich.
In diesem kapitalismuskritischen Buch kommen afrikanische Frauen zu Wort, für die Probleme wie Landgrabbing, Klimawandel, Ausbeutung und Mangel an Bildung keine abstrakten Themen sind, sondern ihr Leben ganz konkret bedrohen. Ein eindringliches Dokument brandaktueller Probleme unserer Zeit, die wir dringend gemeinsam angehen sollten.
De Beauvoir, Simone – Das zweite Geschlecht.
Ich habe dieses Werk der feministischen Literatur mit siebzehn Jahren zum ersten Mal gelesen, damals fast nichts verstanden (aber es galt damals als sehr cool, feministische Bücher zu lesen) und seither mehrmals wieder durchgearbeitet. Immer noch bin ich mit vielem was Simone de Beavoir schreibt, nicht so ganz okay, einiges ist aber immer noch brandaktuell und ziemlich relevant. Jedenfalls ein Klassiker, den man irgendwie gelesen haben sollte. Am besten mit einem Aprikosencocktail in der Hand.
Atwood, Margaret – Der Report der Magd
Atwoods berühmter und vielleicht wichtigster Roman zeigt sehr eindrücklich was passiert, wenn engstirnige christliche Fundamentalisten die Macht an sich reißen. Nicht von ungefähr war eine der stärksten Protestbewegungen während der Trump-Ära die, die sich auf diesen so wichtigen Roman bezog.
Der dystopische Roman zeigt leider, dass die Dsytopie gar nicht so weit hergeholt ist – die Gefahr, die von solchen Fundamentalisten ausgeht, ist leider real. Darum ist „The Handmaid’s Tale“, wie das Buch im Original heißt, auch so relevant.
Belli, Giaconda – Die Republik der Frauen
Schon seit meiner Jugend bin ich ein Fan von Giaconda Belli und ihrem magischen Realismus. Mit „Die Republik der Frauen“ hat sie ein Werk geschaffen, das in seiner Art fast einzigartig ist. Die Utopie einer Welt, die von Frauen regiert wird, wird hier so plausibel und eindrücklich geschildert, dass man Tränen in den Augen hat.
Butler, Octavia – Verbunden
Octavia Butler’s „Kindred“, wie der Roman in der Originalsprache heißt, las ich zum ersten Mal in meinem Studium der Amerikanischen Literaturgeschichte, genauergesagt im letzten Semester, als es um afroamerikanische Frauenliteratur ging. Als eine der wenigen Science Fiction Autorinnen, hat Butler in der afrikanisch-amerikanischen Literaturgeschichte eine Sonderrolle inne. In „Verbunden“ wird eine junge schwarze Amerikanerin auf magische Art und Weise in die Vergangenheit gesaugt, genauer gesagt auf die Plantage eines sadistischen Sklavenhalters. „Verbunden“ ist ein Roman, der einen lange nicht loslassen wird.
Brown, Brene – Verletzlichkeit macht stark
Es ist so albern, wenn emotionale Kälte und Härte mit Stärke gleichgesetzt wird. Brene Brown bringt die Dinge auf den Punkt: Wir sollten alle viel öfter über das Gefühl von Scham sprechen. Denn Scham ist ein universelles Gefühl, das jeder von uns kennt, über das aber fast nie gesprochen wird. Ein flammendes Plädoyer für mehr Verletzlichkeit!
Estés, Clarissa Pinkola – Die Wolfsfrau
Mit Anfang Zwanzig fiel mir dieser Klassiker der feministischen Literatur in die Hände und ich habe es seither gefühlt nicht mehr aus der Hand gelegt. „Die Wolfsfrau“ ist eine art tiefenpsychologischer, jungianisch angehauchter Lebensratgeber, der sich archetypischer Symbole in Märchen bedient, um Frauen die eigene Stärke mal so richtig vor Augen zu führen.
McCarthy, Mary – Die Clique
Schande über mich – dieses Kernstück der weiblichen Literatur habe ich vor einigen Wochen zum ersten Mal von einem lieben Bekannten per Post geschickt bekommen (Danke, Wolfram!). Ich habe es verschlungen und erst viel zu spät kapiert, dass ich hier einen absoluten Klassiker in den Händen halte.